Unsere heurige große Tour war gleich in doppelter
Hinsicht eine Premiere. Mit zehn Teilnehmern war es die größte Gruppe bei einer
Mehrtagestour und das erste Mal waren auch zwei weibliche Teilnehmer mit dabei.
Ansonsten alles wie gehabt. Trotz der schlechten Wetteraussichten gute Laune.
Jeder freute sich auf `s Radfahren.
Die Anreise nach Sillian problemlos, wenn auch
etwas lange. Man hat, wenn man knapp nach 14 Uhr Sillian erreicht, doch schon
fast sieben Stunden im Zug verbracht. In jedem Fall empfiehlt es sich, die
Räder vorauszusenden, da trotz des Angebotes eine Mitnahme in einem IC nicht
unbedingt als sicher betrachtet werden kann.
So starteten wir schließlich um 14.30 Uhr bei
bedecktem Himmel in Sillian. Für heute hatten wir nichts großes mehr vor. 35
Kilometer bis Lienz, wo wir das Quartier bereits vorbestellt hatten. Wie auf
allen unserer Touren entlang von Flüssen ging es fast immer nur bergab und nach
einer kurzen Zwischenrast waren wir nach eineinhalb Stunden Fahrt am Ziel.
Abends wurde die bodenständige Küche getestet und
für gut befunden. Die Konditorei, in der wir beim anschließenden Stadtbummel
noch auf ein Eis einfielen, war auch nicht schlecht. Schade nur, dass es dort
zu kalt war, um im Freien zu sitzen.
In der
Nacht begann es zu regnen und um sechs Uhr, als ich wach wurde, schüttete es so
stark, dass an ein Weiterfahren nicht zu denken war, wenn sich das Wetter nicht
ändern würde.
Die erhoffte Wetteränderung kam dann doch noch rechtzeitig. Nach dem Frühstück zeigte sich der Himmel zunehmend blau. Bei der Weiterfahrt ein kleines Problem. Wir wollten nicht an die Stelle zurückkehren, an der wir den Radweg verlassen hatten und wegen einer Umleitung verpassten wir etwas den Einstieg. Nachdem weiblicherseits -vorsichtig ausgedrückt - vorwurfsvolle Stimmen laut wurden, warum wir auf der Straße fahren müssten, suchten wir einfach einen Weg quer durch das Gelände und stießen bei Dölsach wieder auf den Radweg. Von hier fuhren wir wieder der Drau entlang in Richtung Villach. Zeitweise etwas zu schnell, denn wir holten die vor uns abziehende Schlechtwetterfront ein und kamen so zu einer nicht unwillkommenen Rast in einem Gasthof, wo wir, nachdem die Verständigungsschwierigkeiten überwunden waren, etwas zu Essen und Trinken bekamen.
Nach
Dellach wurde das Gelände hügelig und etwas rauh. Waldwege, Forststraßen und
eine Wildbachquerung waren zu bewältigen. Letztere ging Helga mit so viel
Schwung an, dass mir schon Bedenken kamen, ob das gut gehen würde. Es ging gut
und wir fuhren weiter. Bei Amlach gerieten wir in ein örtliches Radrennen und
verloren bei einer schnellen Talfahrt einen Teil unserer Gruppe. Man fand sich
wieder und gemeinsam ging es weiter bis nach Lind, wo wir zu Mittag aßen und
Willi’s Rad reparierten, das sich für die fortgesetzte unsanfte Behandlung mit
einem ordentlichen „Achter” revanchiert hatte.
Nach dem
Essen und einem kurzen Regenschauer fuhren wir weiter. Über Möllbrücke und
Spittal am Millstättersee näherten wir uns Feistritz unserem zweiten
Etappenziel das wir nach rund 100 Kilometern erreichten. Nachdem alle ein Bett
zum Schlafen hatten, was teilweise wieder mit Verständigungsschwierigkeiten
verbunden, teilweise eine sehr enge Sache war, trafen wir uns zum
Abendessen. „Kaiserschmarren für alle“ war angesagt und obwohl er ganz
ausgezeichnet schmeckte, war es doch nicht jedermanns Sache. Trotzdem wurde es
noch ein gemütlicher Abend. Wir feierten, fern der Heimat, Willi’s Geburtstag.
Der dritte Tag versprach wettermäßig
einiges. Bereits am Morgen schien die Sonne und es war lange nicht so kalt wie
an den Tagen zuvor. Bereits um 8 Uhr saßen wir auf den Rädern und fuhren weiter
der Drau entlang. Nach etwa 20 Kilometern, in Villach, überraschte uns Toni mit
der Ankündigung, er werde hier aufhören, da er Probleme mit seinem Knie hat.
Schade, so knapp vor dem Ziel.
Nach einer kurzen Rast fuhren wir Neun
dann weiter. Über Rosegg, wo wir uns endgültig für die Drauvariante
entschieden, nach Längdorf. Immer wieder waren Geländestufen zu bewältigen die
stellenweise so steil waren, dass sogar unser “Profi” Erwin, von Willi
ausgebremst, vom Rad musste. In St. Oswald eine kurze Mittagsrast. Weiter am
Drauufer nach Ferlach, wo wir den
Drauradweg verließen, um in Richtung Klagenfurt zu fahren. Der Anstieg durch
den Wald aus dem Drautal heraus nach Maria Rain war sehr steil. Da ich als
einziger den Weg kannte fuhr ich mit an der Spitze. Das sollte sich sehr bald
als Fehler erweisen. Als wir oben angekommen waren, fehlte uns Helga. Nach
geraumer Zeit, wir machten uns bereits Sorgen, begaben sich Leopoldine und
Hans, etwas später auch ich, auf die Suche. Es dauerte fast eine halbe Stunde,
bis wir sie, Gott sei Dank unversehrt, wieder fanden. Mir war das Ganze auf
jeden Fall eine Lehre. Das nächste mal bleibe ich in so einer Situation wieder
am Schluss der Gruppe. Nach einer Erfrischung, die Hitze und der Anstieg hatten
uns einiges abverlangt, nahmen wir die letzten paar Kilometer in Angriff. Um
die doch stark befahrene Bundesstraße zu meiden, machten wir einen kleinen
Umweg entlang der Glanfurt zum Wörthersee und von dort auf einem Radweg am
Lendkanal weiter ins Zentrum von Klagenfurt. Der Stopp bei einer Eisdiele sei
nur deshalb erwähnt, weil der Eisbecher, den Helga sich vergönnte Wochen später
noch Geschichte machen würde. An einem „lindwurmlosen“ Neuen Platz vorbei
rollten wir zum Bahnhof, den ich, obwohl schon einige Male in Klagenfurt,
beinahe nicht fand.
Der Rücktransport der Räder verlief dafür um so erfreulicher.
Obwohl nach einer Auskunft, die wir tags zuvor in Lienz erhalten hatten, in
diesem IC die Fahrradplätze ausgebucht waren, fuhren sie doch im selben Zug mit
uns nach Wien.
Abschließend sei erwähnt, dass der Drauradweg, und hier werden mir
alle die mit dabei waren recht geben, einer der schönsten Radwege Österreichs
ist und es sind schon einige Kollegen nach uns, mit Familien, der Drau entlang
gefahren.
Reinhard D.